‚Hin und her in den Häusern‘ (Apg 2,42) versammelte sich die Urgemeinde in Jerusalem. Aber die Gemeinden wuchsen und brauchten größere Versammlungsräume, Häuser, die dem Herrn (Jesus Christus) gehören, griechisch ‚Kyriake‘. Das Wort ist abgeleitet von dem Wort ‚Kyrios‘, Herr. Von diesem Wort kommt das Lehnwort ‚Kirche‘. Auch der Begriff Gotteshaus gibt richtig wieder, was schon den ersten Christengemeinden wichtig war.
Das Äussere der Kirche
Die Evangelische Stadtkirche ist das Wahrzeichen der Stadt Wolfhagen. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert verknüpften die Landgrafen den weiteren Ausbau ihrer Herrschaft in Hessen mit einer systematischen Städtepolitik, um so ihre verstreuten Besitzungen und Herrschaftsrechte zu sichern und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. 1231 wird Wolfhagen in einem vom Erzbistum Mainz und den Grafen von Waldeck umstrittenen Gebiet erstmals als landgräfliches oppidum [kleinere Stadt] erwähnt.
Mittelpunkt und Symbol der Stadt bis heute ist die Stadtkirche. Anfänglich war sie Filialkirche der Erzpriesterkirche auf dem nahegelegenen Schützeberg. Aber schon bald übernahm die Wolfhager Stadtkirche Mittelpunktfunktion für die Region. Mit der Stadtgründung im Jahr 1231 war mit dem Bau der gotischen Hallenkirche begonnen worden. Architektonische Einflüsse des Zisterzienserklosters Haina und der Kirche in Volkmarsen sowie aus dem westfälischen Raum deuten darauf hin, dass mehrere Baumeister in Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft am Bau der Wolfhager Stadtkirche beteiligt waren.
Schon am 28. August 1235 wurde von Bischof Bernhard von Paderborn mit Genehmigung von Erzbischof Siegfried von Mainz der große Altar der Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria, ihrer Mutter Anna, der Bekenner Laurentius, Amandus und Franziskus, der unschuldigen Kindlein, der Jungfrau Eufemia und anderer Heiligen geweiht. Später ist er offenbar einfach als ‚Altar St. Anna‘ bezeichnet worden. Daraus zu schließen, dass die gesamte Stadtkirche als ‚Stadtkirche St. Anna‘ bezeichnet worden ist, ist historisch nicht zu belegen, sondern ist eine zeitweilige Mode der Neuzeit - vielleicht um die Stadtkirche von der in 1966 in Wolfhagen erbauten katholischen Pfarrkirche St. Maria zu unterscheiden
In den Jahren 2000 und 2001 sind die drei Portale an der Nord-, West- und Südseite der Kirche saniert worden. Sie mussten in einem Material schonenden Verfahren gereinigt und notwendige Maßnahmen zu ihrem Erhalt vorgenommen werden. Durch eine Spendenaktion, an der sich viele Einzelspender aus der Bevölkerung beteiligt haben, konnte die kostenaufwändige Sanierung durchgeführt werden. Die bei der Sanierung vorgenommene farbliche Gestaltung des Südportals versucht die ursprüngliche mittelalterliche Farbgebung wieder aufzugreifen. Bemerkenswert ist, dass sich diese Farben auch im Kircheninneren wiederfinden.
Besucher betreten heute die Kirche durch das gotische Westportal im Turm. Beachtenswert sind die kunstvollen Türbeschläge. Das spitzbogige Südportal hat ein vierfach abgetrepptes Gewände mit drei Säulen auf jeder Seite. Die Kapitellzonen sind auf der rechten Seite mit gotischen Knospen versehen, am linken Gewände mit Blattwerk. Im Giebelfeld über dem Portal (Tympanonfeld) sind ein Dreipassbogen und Baldachin für die leider im Bildersturm verloren gegangene Sitzfigur zu sehen. An der Stirnfläche des Portals ist der Rahmen aus krabbenbesetztem Spitzgiebel und aus pfeilerartigen Vorlagen mit darüber befindlichen kleinen Nischen gestaltet.